Betreff
Resolution der Gemeindevertretung zur Bahnstrecke Kiel-Schönberg (Hein Schönberg)
Vorlage
SCHÖN/BV/397/2019
Art
Beschlussvorlage

Die Gemeindevertretung fordert die Landesregierung und den Wirtschaftsminister auf, sich klar und umgehend zur Fortführung der Reaktivierung der Hein-Schönberg Bahnstrecke zu bekennen und das Planfeststellungsverfahren zügig auf den Weg zu bringen. Auf keinen Fall dürfe dieses wichtige Infrastrukturprojekt für den ländlichen Raum wieder aufgegeben werden.

 

Die Tatsache, dass die Baukosten für den weiteren Ausbau der Bahnstrecke zwischen Kiel und Schönberger Strand höher ausfallen würden als ursprünglich geplant ist höchst unerfreulich aber auch nicht ungewöhnlich. Diese Problematik gestiegener Baukosten teilt dieses wichtige ÖPNV-Projekt mit vielen anderen Bauprojekten, die deshalb auch nicht sofort in Frage gestellt werden. Zumal die Bahnstrecke auf Kieler Stadtgebiet inklusive der Eisenbahnbrücke über die Schwentine schon saniert wurden und die Haltepunkte in Gaarden, Ellerbek und Oppendorf fertig gestellt worden sind. Zwischen dem Kieler Hauptbahnhof und Oppendorf verkehrt der Zug bereits im Stundentakt. Nun gilt es den Ausbau der Strecke und der Bau von Haltepunkten bis zum Schönberger Strand abzuschließen, damit eine Inbetriebnahme der kompletten Strecke bis 2022 möglich ist.

 

Für die Entwicklung im ländlichen Raum ist die Reaktivierung der Bahntrasse von größter Bedeutung, insbesondere auch in Bezug der Wohnraumentwicklung innerhalb der wachsenden Kiel-Region, die allein durch die Landeshauptstadt nicht gedeckt werden kann. Die Landesplanung des Innenministeriums hat daher die Gemeinde Schönberg aufgefordert, bei der Planung von Wohnbaugebieten dieser Entwicklung durch Verdichtung Rechnung zu tragen und auch mit Geschosswohnungsbau ein entsprechendes Plus an Wohneinheiten zu erzielen. Dieses tut die Gemeinde Schönberg mit der Planung eines neuen Wohn- und Geschäftshauses in der Bahnhofstraße und mit seinem Neubaugebiet hinter den Kleingärten, nur wenige Gehminuten vom Schönberger Bahnhof entfernt, deren Planung mit fast 400 Wohneinheiten auf der Reaktivierung der Hein-Schönberg Bahn-Strecke aufbaut.

 

Die Wiederbelebung von „Hein Schönberg“ bis zum Schönberger Strand ist auch ein wesentlicher Beitrag für die Verkehrswende rund um die Förde und damit für den nachhaltigen Schutz der Umwelt. Je mehr von den bislang täglichen 17.000 Pendlern mit dem Zug statt mit dem Auto nach Kiel kommen, desto besser ist es für die Luft in Kiel und im Umland. In Anbetracht der aktuellen Freitagsdemonstrationen der Schülerinnen und Schüler, die für den Schutz von Umwelt und Natur eintreten, wäre eine Abkehr von diesem ÖPNV-Projekt nicht nachvollziehbar. Auch für die älter werdende Gesellschaft ist ein gut funktionierender ÖPNV eine sichere und umweltschonende Alternative zur Fahrt mit dem eigenen Pkw. Hinzu kommt die große gesellschaftliche Aufgabe der Inklusion. Nicht nur für Eltern mit Kinderwagen und ältere Menschen, die auf Rollatoren angewiesen sind, schafft eine Bahnanbindung eine bessere Möglichkeit mobil zu bleiben. Insbesondere für Menschen, die aufgrund einer Behinderung auf die Nutzung eines E-Scooters angewiesen sind, trägt die Reaktivierung der Hein-Schönberg Bahnstrecke dazu bei, mobiler zu sein und damit ihre Teilhabe sicher zu stellen.

 

Eine gute Zugverbindung zwischen Kiel und Schönberg kann dazu beitragen, den Verkehr auf dem Kieler Ostring und der B 502 nicht nur zu den Hauptverkehrszeiten deutlich zu

reduzieren. Auch für den Tourismus hat diese Bahnverbindung von Kiel zum Ostseebad Schönberg, das aktuell, alle Unterkunftsarten eingerechnet auf rund 600.000 Übernachtungen kommt, eine große Bedeutung und trägt zur Entlastung der Straßen bei. Das gilt also nicht nur für die vielen Tagesgäste, rund 1 Million in der Probstei, die das Ostseebad für einen entspannten Tag am Strand aufsuchen, sondern eben auch für die An- und Abreise der Übernachtungsgäste der Ferienunterkünfte aus dem ganzen Bundesgebiet, die Patienten- und Angehörigen der Ostseeklinik aus dem Norddeutschen Raum und die Schulklassen und Gruppen die mit viel Gepäck zur Jugendherberge anreisen, für die in den Bussen kaum eine Mitnahmemöglichkeit besteht. Verbunden mit der Weiterentwicklung eines integrierten Bus-Bahn-Konzeptes ist die Reaktivierung von Hein Schönberg nicht nur für die Gemeinde Schönberg sondern für die gesamte Region von enormer Bedeutung.

 

Als Gemeindevertretung der Gemeinde Schönberg erwarten wir ein schnelles und klares Bekenntnis des Wirtschaftsministers und der Landesregierung zu Hein-Schönberg, um die entstandene Verunsicherung durch das bisherige Zögern abzubauen und die bisherigen Investitionen in dieses zukunftsträchtige Projekt sinnvoll zum Abschluss zu bringen!