In der Broschüre „Artenreiches Grünland – Handreichung zur Anlage und Pflege artenreicher Grünflächen an Straßen“ des LLUR (Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume) werden in erster Linie Empfehlungen zur Neuanlage und floristischen Aufwertung bestehender Grünflächen mittels des Einsatzes von gebietseigenem Saatgut, der „Regiosaat“ bzw. dem „Naturraumtreuen Saatgut“ gegeben. Überall geht die Artenvielfalt zurück, daher werden vielerorts Blühstreifen angelegt. Die AG-Geobotanik (der wissenschaftliche Verein, der sich in SH mit Flora & Vegetation beschäftigt) begrüßt die naturschutzfachlichen Bemühungen zur Anlage von artenreichen Grünflächen und das Engagement für die Verwendung von gebietseigenem Saatgut. Sie ist jedoch besorgt, dass dabei die naturfachliche Bedeutung der bereits vorhandenen Vegetationsbestände ebenso wie der sich natürlich entwickelten Spontanvegetationen unterschätzt und die Rolle im Naturhaushalt in der Broschüre nicht genügend Beachtung finden. Es ist oftmals viel wirkungsvoller, der Natur freien Lauf zu lassen und der Spontanvegetation eine Chance zu geben.

In Zusammenarbeit mit dem LLUR hat die AG Geobotanik erreicht, dass die Bedeutung der schon vorhandenen Vegetation (Spontanvegetation) wieder verstärkt Beachtung findet. Hierzu haben die AG Geobotanik und das LLUR einen gemeinsamen Leitfaden herausgegeben.

Der Vorsitzende verteilt diesen Leitfaden an alle Teilnehmer der Sitzung und gibt umfangreiche Erläuterung dazu.

Vordringliches Ziel des Naturschutzes muss es sein, Flora und Fauna in ihrem Vorkommen zu schützen und deren Lebensbedingungen zu verbessern.

Dr. Christensen veranschaulicht an verschiedenen Beispielen die Natur, wenn man sie nur so machen lässt:

·         In Mönkeberg, Germaniakoppel, hier wird der Rasen sich selbst überlassen, 2mal im Jahr je nach Vegetationsbestand gemäht, die Wildvegetation ist sehr artenreich.

·         Eine Wegeinsel im Dabeler Ring wird sich quasi selbst überlassen und nur 2x jährlich bearbeitet, kein hoher Pflegeaufwand, aber eine sehr hohe Biodiversität.

·         In Probsteierhagen auf dem Brachgelände der ehemaligen VR Bank entwickelten sich auf 200qm Fläche innerhalb eines Jahres fast 200 Pflanzenarten. Darunter befanden sich 4 Arten der Roten Liste SH Kat.2 und 3 sowie 8 Arten der Vorwarnliste. Solche Flächen können über entsprechende Pflegemahd ohne weitere Einsaat von Regiosaat zu einer wertvollen und artenreichen Wiese entwickelt werden. So eine Vielfalt kann keine Regiosaat hervorbringen. Selbst die Kieler Nachrichten haben darüber auf der Titelseite und umfangreich im Innenteil berichtet.

 

Vor allem gilt es, bei allem Handeln die Auswirkungen auf die heimische Flora und Fauna stärker zu berücksichtigen und den Bürgern den Eigenwert der sie umgebenden Artenvielfalt zu vermitteln, auch wenn Biotope nicht dem gängigen ästhetischen Empfinden entsprechen oder Arten vermeintlich keinen Nutzen haben oder sogar als Unkraut oder Ungeziefer betrachtet werden