Sitzung: 14.09.2020 Beirat für Natur und Umwelt
Herr Dr.
Poggemann:
Die
Menschheit wird drei Erden benötigen, um die Weltbevölkerung zu ernähren, wenn
wir unsere Ressourcen weiterhin so verschwenden. Die Temperaturen steigen, der
langjährige Mittelwert wird seit den 2000er Jahren überschritten. Das Eisschelf
auf Grönland ist jetzt schon nicht mehr zu retten. Dürren werden häufiger
kommen. Die Klimaerwärmung beträgt heute schon zwischen 1,3° und 2,3° im Kreis
Plön. Der öffentliche Druck, etwas zu ändern, ist da, es hapert jedoch an der
Umsetzung.
Wer kann
etwas zum Klimaschutz beitragen? Kommunen, Betriebe und Bürger sind hierzu
aufgerufen. Der Kreis Plön wird eine Umfrage an alle Bürgermeister senden und
um Ideen bitten.
Angebot des
Kreises Plön: Es wurde ein Wärmeplanungskataster für den Kreis Plön erstellt,
in dem der Wärmebedarf und die Wärmequellen erfasst sind.
Wenn es einen Ortsentwicklungsplan gibt, muss die Wärmeversorgung bedacht
werden und das Ziel der Klimaneutralität angestrebt werden. Bei
B-Plan-Aufstellungen sollten Klimaschutzexperten hinzugezogen werden. Bis Ende
des Jahres soll es ein Solarpotential-Kataster geben. Alle Dachflächen werden
dabei katalogisiert, ob sie zur
Sonnenenergienutzung geeignet sind. Online kann dann die Möglichkeit zu Kosten,
Ertrag und Fördermitteln konfiguriert werden. Die Gemeinde kann eine mobile
Klimaschutzausstellung ausleihen. Die Unterstützung und Beratung zu neuen
Projekten wird angeboten. Auch die Erweiterung der Kläranlage sollte unter
Klimaschutzgesichtspunkten geschehen. Weiterhin wird Fördermittelberatung
angeboten, Akquise externer Unterstützung, Austausch unter den Gemeinden,
Netzwerkarbeit um Fehler zu vermeiden. Es soll über gemeinsame Wärmeversorgung
/ Quartiersprojekte nachgedacht werden.
In Planung
ist eine Klimaschutzagentur des Kreises Plön. Der Kreis Plön hat 129.000
Einwohner und 85 Städte und Gemeinden. Auf Amtsebene ist man personell und
finanziell beschränkt. Es ist wünschenswert, dass sich in den Gemeinden ein
Kümmerer-Team bildet. Es ergeht der Appell, nicht nur an die Kosten zu denken.
Klimaschutz
kostet - kein Klimaschutz kostet mehr!
Herr Stefan
Reißig:
Er ist
zuständig für Klimaschutz auf Kirchenebene der Nordkirche. Zahlreiche Kollekten
werden für Photovoltaik-Anlagen in Afrika genutzt. Seit 2012 befasst sich die
Nordkirche mit Klimaschutzprojekten, insbesondere um den CO 2 -Ausstoß bei
Gebäuden, Fahrzeugen etc. zu senken. Es gibt Fördermittel bis zu 95%. Seit 2016
gibt es ein eigenes Klimaschutzprojekt der Nordkirche. Das Ziel ist, bis 2050
klimaneutral zu werden. Die Finanzierung soll durch einen Teil der
Kirchensteuer geschehen. Der aufgestellte Klimaschutzplan wird alle sechs Jahre
auf seine Wirkung überprüft. Es wird bevorzugt regional eingekauft und es
sollen z.B. ökologische Reinigungsmittel verwendet werden. Auf Friedhöfen
werden insektenfreundliche Überhangsflächen geschaffen. Bei allem Handeln soll
der CO2- Abdruck beachtet werden. Kirchengemeinden sind angehalten,
energetisches Controlling durchzuführen. Es werden Themenabende i.S.
Klimaschutz angeboten. Durch die Corona-Pandemie ist ein Energierückgang zu
beobachten. Im Corona-„Knick“ wurden z.B. jedoch noch 200 kWh für das
Glockengeläut verbraucht.
Nur wer
seinen Energieverbrauch beobachtet, kann auch Energie einsparen. In
Probsteierhagen müssen in Kirche, Pastorat und zwei weiteren Liegenschaften
irgendwann die Heizungsanlagen ausgetauscht werden. Hier sollte eine
Zusammenarbeit mit der Gemeinde stattfinden, um ein gemeinsames Projekt
anzuschieben.
In der
Diskussion geht es um die Förderung von Solaranlagen für Familien. Hierzu führt
Herr Dr. Poggemann aus, dass Photovoltaik-Module heute deutlich preiswerter
geworden sind. Eine hohe Förderung, wie vor Jahren, ist dadurch heute nicht
mehr nötig. Es gibt jedoch noch einige Förderprogramme.
Herr
Geest-Hansen als Vorsitzender des SVP berichtet, dass auf dem Sportheim eine
PV-Anlage bereits existiert. Der große Stromfresser ist jedoch die Flutlichtanlage
des Sportplatzes. Er regt an, mit dem neu zu erstellenden Feuerwehrgerätehaus
die Energieproduktion zusammenzulegen.
Eine weitere
Zuhörerfrage bezieht sich auf die Kosten einer Klimaschutzagentur. Diese kann
auch einen B-Plan nach Mängeln i.S. Klimaschutz überprüfen. Herr Dr. Poggemann
beziffert die Kosten auf ca. 70.000,- bis 80.000,- Euro, diese werden aber auch
gefördert. Nach einer Förderung kommen Kosten auf die Gemeinden zu, die z.B.
nach pro-Kopf-Zahlen umgelegt werden können. Eine Klimaschutzagentur darf mit
den Gemeinden zusammenarbeiten, der Klimaschutzmanager darf nur beraten.
Pastor
Thoböll berichtet, dass der Heizkessel für die Kirche und das Pfarrhaus alt
sei, der Wärmetauscher auch schon aus 2002. Die Frage ist, wo die Energie
herkommen soll. Gegen eine PV-Anlage spricht der Denkmalschutz. Für
Erdwärmepumpen müssen die geologischen Gegebenheiten vorhanden sein.
Herr Reißig
weist darauf hin, dass der Denkmalschutz, Ensembelschutz und auch Bäume immer
ein Hemmnis i.S. Energiegewinnung unter Klimaschutzbedingungen sind.
Erdwärmepumpen sind für Kirchen nicht wirtschaftlich darstellbar. Auch ist der
gewünschte Dämmungszustand in Kirchen nicht erreichbar. China produziert
klimaschädlich PV-Anlagen. Deutschland produziert mehr mit klimaneutraler
Energie. PV-Anlagen haben auch immer einen CO2 Abdruck, man will ihn jedoch so
gering wie möglich halten.
Ein
Teilnehmer bedauert, dass ein großer Schaden durch mangelnden Klimaschutz
entsteht. Nach seiner Information kann 80 % der Energie bei Einfamilienhäusern
durch PV und Wärmepumpen erspart werden.
Es wird die
Anregung gegeben, dass die Kirche alle
ihr gehörenden Flächen dem ökologischen Landbau zur Verfügung stellen solle.
Herr Reisig antwortet, dass es Überlegungen in dieser Richtung gibt.
Pastor Thoböll gibt
zu bedenken, dass sich manche Landwirte aus wirtschaftlichen Gründen keinen
ökologischen Landbau leisten können.